Welche Rasenart für welche Lichtverhältnisse?

Schattenrasen

Schattenrasen: Unser lieber Garten ist meist durchzogen von verschiedenen Elementen. Damit meine ich zum Beispiel Gartenmöbel, Bäume, Sträucher oder auch ein verbauter Sichtschutz wie Palisaden. Ist das schlimm? Nein natürlich nicht – alle diese Elemente verändern aber die Lichtverhältnisse für die Rasenpflanzen.

Der Rasen oder die Gräser sind Pflanzen wie alle anderen auch im Garten. Folglich gelten für sie auch die Regeln, wonach das Wachstum von den folgenden vier Faktoren maßgeblich abhängt:

  • Licht
  • Wasser
  • Wärme
  • Luft

Ist mindestens einer dieser Faktoren beeinträchtigt oder fällt im schlimmsten Fall sogar komplett weg, beeinflusst dies direkt auch das Wachstum der Pflanze. Das sehen wir zum Beispiel im Winter, wenn die Außentemperaturen unter 5 Grad fallen. Das ist bei vielen Gräsern der Zeitpunkt, in dem nicht mehr ausreichend Wärme für ein Wachstum vorhanden ist. Die Pflanze stellt das Wachstum ein. Von daher müssen wir im Winter auch keinen Rasen mähen. Sobald aber im März oder April die Temperaturen wieder hoch gehen, wächst die Rasenpflanze auch wieder weiter.

Was sind denn überhaupt normale Lichtverhältnisse?

Für die Erklärung bedarf es nun leider einem kurzen Abstecher in den technisch-biologischen Bereich. Licht an sich lässt sich mehrere Komponenten unterscheiden, wobei wir uns an dieser Stelle nur um den Lichtkompensationspunkt  kümmern wollen. Das ist der Punkt an dem der Sauerstoffverbrauch der Pflanze durch die Atmung so hoch ist wie die Sauerstoffproduktion durch die Photosynthese. Verstanden? Sie verbraucht für die Produktion von Sauerstoff also genau so viel Sauerstoff, wie sie produziert. Folglich hält sich im Lichtkompensationspunkt Verbrauch und Output die Waage.

Warum ist das so wichtig? Je höher der Lichtkompensationspunkt einer Pflanze ist, desto mehr Sonneneinstrahlung benötigt sie, damit ihr Organismus sich entsprechend mindestens die Waage halten kann. Gräser sind hier vergleichsweise einfach. Bei vielen Gräser ist dieser Punkt bereits bei 2.000 Lux erreicht. Ein sonniger Tag bringt um die Mittagszeit eine Leistung von 10.000 bis 12.000 Lux, so dass die Lichtverhältnisse weit über dem Lichtkompensationspunkt liegen.

Das Problem mit dem Schatten – ist Schattenrasen zielführend?

Nun kommen wir auf die eingangs erwähnten „Hindernisse“ im Garten zurück. Diese werfen bei entsprechender Sonneneinstrahlung einen Schatten. Folglich führt dies dazu, dass die Rasenpflanzen im schattigen Bereich nicht die volle Sonneneinstrahlung erhalten. Ein Test in Würzburg hat einmal gezeigt, dass das Aufspannen eines Netzes an einem sonnigen Tag mit 11.000 Lux Sonneneinstrahlung diese um rund 70% auf nur noch 3.500 Lux reduziert. Das ist zwar immer noch ausreichend für die Rasenpflanzen, aber du siehst wie rapide sich der Wert vermindert. Eine Palisade oder ein Busch hat bei weitem nicht die Lichtdurchlässigkeit wie ein Netz. Folglich ist die Gefahr sehr groß, dass der Lichtkompensationspunkt nicht erreicht wird und die Pflanze damit nicht ausreichend Licht für ihr Wachstum bekommt.

Hast du einen schattigen Bereich im Garten oder sogar eine größere Fläche die beispielsweise aufgrund einer Häuserfront und angrenzenden Bäumen im Schatten liegt, solltest du auf die verwendeten Rasensamen achten. Die Edelsorte Lägerrispe (Poa supina) ist bekannt dafür mit besonders niedriger Sonneneinstrahlung klar zu kommen. Das bedeutet, dass ihr Lichtkompensationspunkt sehr niedrig liegt und sie in schattigen Bereichen noch ausreichend Lichteinstrahlung erhält um den Stoffwechsel aktiv zu halten.

Der Handel hat hier entsprechend drauf reagiert und bietet sogenannten Rasensamenmischungen für schattige Bereiche an. Oftmals ist hier die Lägerrispe inkludiert und sorgt für eine begrünte Fläche auch in schattigen Bereichen. Aber auch dies eine Grenze. Sonneneinstrahlung zu brechen und somit die Intensität zu minimieren ist durch Gebüsch relativ einfach. Es hilft hier nicht den Schattenrasen besonders dicht zu säen. Vermutlich ist es deutlich sinnvoller die Hecke ein wenig zu stutzen, damit der Rasen ausreichend Sonne über den bekommen kann.

Kann es auch zu viel Sonneneinstrahlung geben?

Nein! Allerdings ist an der Stelle zu beachten, dass zunehmende Sonne immer mit der Erhöhung der Temperatur einher geht. Das was unseren Rasen im Garten im Sommer kaputt macht ist nicht die Sonneneinstrahlung. Es ist die daraus entstehende Wärme und Hitze, die die Rasenpflanzen austrocknet, sofern nicht ausreichend Wasser im Boden zur Verfügung steht. Überschüssige Einstrahlungen werden für den Stoffwechsel der Pflanze verwendet, was folglich zu einem schnelleren und dichteren Wachstum führt. Dieses erfordert dann wiederrum mehr Nährstoffe, mehr Wasser und mehr Luft, so dass sich der Grundbedarf der Pflanze in dieser Zeit entsprechend erhöht.

Fazit: Achte bei der Aussaat von neuem Rasen unbedingt auf die Gegebenheiten vor Ort. Auf sonnigen Flächen kannst du nicht viel falsch machen bei der Auswahl der Rasensamen. Sie bekommen dort ausreichend Licht. Hier solltest du dann viel mehr auf die Belastbarkeit und den Pflegeaufwand schauen. In schattigen Bereichen jedoch ist es durchaus sinnvoll einen Schattenrasen zu säen und ihm ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Niemand möchte einen vermoosten, dünn-grünen Bereich in seinem Garten haben.